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Der Geist in der Flasche

Posted on juli 22, 2025 by athame

Ohne mich wäre alles vergessen. All die Jahre habe ich meine Erinnerungen sorgfältig verborgen. Wie ein Zwerg in einem Märchen poliere ich nachts gierig meine Schätze. Einer nach dem anderen gleitet durch meine krummen Finger. Mein Gedächtnis erwacht zum Leben – so wirklich wie ein glatter Kiesel, den man zwischen Baumwurzeln in der Erde findet. So sinnlich wie die ersten Sonnenstrahlen, die rosa Finger, die den Nebel ertasten, der wie feine Wäsche über den Hügelkuppen liegt. So scharf sehe ich, wie ein stahlblauer Käfer seinen Weg entlang des gezackten Blattrandes sucht. Alles ist verbunden – in einem einzigen Tautropfen, der einen Moment lang die uralten Rebstöcke spiegelt. Wenn man genau hinsehen würde, könnte man darin die Bourgogne erkennen, Frankreich – vielleicht sogar mehr. Ohne mich wäre es verschwunden: dieses verlorene Grün, die rostrot gefleckten Adern. Eine Landkarte eines Landes, das weit, weit weg liegt. Vielleicht deshalb will ich dir erzählen, was mir angetan wurde – damit ich nicht vergessen werde.

In den letzten Monaten denke ich immer häufiger an jenen Morgen – und wie damals bin ich wehrlos gegen das, was kommt. Ich weiß noch, wie ich floh – fort vor ihren Stiefeln und dem heimtückischen Blitzen scharfer Messer. Durchnässt vom Tau rannte ich so schnell ich konnte durch den Weinberg. Ich rannte, bis ich stolperte. Krähen stoben auf – Fetzen ihres Geschreis, als sie mich fanden. Sie zerrten mich aus dem Laub, wo ich mich versteckt hatte, und wieder und wieder bissen ihre Scheren in meine Haut. Sie nahmen mich mit – und noch immer sehe ich ihre großen Füße, die weitertraten, weitertrampelten, bis von mir nichts blieb als etwas Feuchtigkeit und Hautfetzen auf dem Boden. Schwielige Hände hoben mich auf und trugen mich nach unten. Bis zum Boden. Dort wurde es dunkel – und das Letzte, was ich hörte, war die Kellertür, die zuschlug. Hart wie der Punkt am Ende einer Geschichte.

Doch alles ist miteinander verbunden. Ich bin jene Trauben, die reifen zwischen den Blättern,
die Sonne und die Brunft der Hirsche in den Hügeln. Aber ich bin auch die Steine jenes Kellers, in dem ich gährend vor ohnmächtiger Wut zurückgelassen wurde. Die Kälte dieses Gefängnisses hat meinen Charakter geformt. Dort, in der Dunkelheit, bin ich erwachsen geworden.

Mit der Wange ans Glas gepresst – um nichts zu verpassen – lausche ich ihren gedämpften Stimmen. Stunden vergehen. Ich höre, wie er wie immer die Wahrheit verdreht, während er einen Korken aus einer Flasche zieht:„Weißt du noch?“
Sie lacht – auch sie hat nichts vergessen. Ihre Stimme erkenne ich natürlich sofort: „Prost! Auf uns?“ Ich möchte schreien, aber ich bin zum Schweigen verurteilt. Dies hier ist mein Platz – wo ich sehnsüchtig warten muss, bis sie mich findet. Bis sie mich befreit. Verbittert wiederkäue ich all die Dutzende Begegnungen und Gelegenheiten, all die tausendundeine Nacht. Wie oft lag ich nicht genau so? So nah, dass ich die Wärme ihrer Hand spüren konnte? Ich weiß alles noch. Alles. Vor zehn Jahren war ich dabei, als sie achtzehn wurde. Wir teilen diese Erinnerung, die sie blendet wie ein Kamerablitz. Ihr Vater, der schweigend auf die Flasche in seinen Händen blickt. Wir beide wissen, was er sagen wird: „Seit achtzehn Jahren wartet diese Flasche auf dich. Ein Anlass, um gemeinsam anzustoßen …“ stammelt er, schüttelt den Kopf. Dann sagt er verbittert, dass er nicht ihr Vater sei, und dreht sich um. Bis zum Morgengrauen starrte sie auf das Etikett, ohne einmal diese Flasche zu berühren: ein Schloss, ihr Geburtsjahr und in Kugelschreiber ihre achtzehnte Geburtstag.
„Ein Jahr später kam er bei einem Autounfall ums Leben“, erzählt sie tonlos. „Meine Mutter wollte ich danach auch nicht mehr sehen.“ Sie trank einen Schluck Wein, ohne etwas zu schmecken, und nestelte an dem Osterhasen Papier, das sie in Eile um die Flasche gewickelt hatte.
„Ich hatte kein anderes Geschenkpapier“, sagt sie errötend und schaut auf seine Finger,
während er die Flasche vorsichtig auspackt. Natürlich wusste ich, was sie sich wünschte:
ein Glas Rotwein, um nichts sagen zu müssen. Jemand, der bei ihr bleibt, wenn die Erinnerungen kommen. Und vielleicht: einfach nicht mehr allein sein –und nachts seine Finger auf ihrer Brust spüren. Aber stattdessen wischt er schüchtern den Staub vom Etikett:
„Wow, Bourgogne … Hey, das ist doch dein Geburtstag?“
Lange ist es still.
„Diese Flasche will sicher unbedingt geöffnet werden“, lacht sie, und sucht vergeblich seinen Blick.

Wie viele „besondere Gelegenheiten“ sind vorübergegangen? Wie viele Chancen vertan? Wie oft hat sie an mich gedacht, ohne es zu merken – um mich im nächsten Moment zu vergessen? Jahre vergingen, ohne dass sie wusste, wie sie sich ihre Wünsche erfüllen sollte. Menschen kamen ihr nahe, doch sie wichen zurück, wenn sie die gläsernen Wände spürten, die sie umgaben. Ihre Erinnerungen: kalt wie ein Radweg im flachen Land, dunkel wie Reifenspuren in einem matschigen Graben. Nachdenklich zeichnet sie ein Smiley in den Staub, der an der Flasche klebt.
„Ich muss los“, sagt sie plötzlich und steht auf.
„Rufst du mich an?“
Sie spürt seine Enttäuschung, als er die Tür öffnet. Sie riecht seinen Körper, als er unbeholfen ihre Lippen sucht. Sie dreht sich um und flüchtet nach draußen: „Rufst du mich an? Dann trinken wir zusammen die Flasche von meinem Vater!“ verspricht sie. Er lehnt an der Tür und verfolgt das Rücklicht ihres Saab, bis sie über den Rand der Welt gleitet und verschwindet.

Alles ist verbunden durch Menschen, durch Wünsche, durch Worte und durch Wein. Ich bin dieser Bourgogne, der über Jahre von Hand zu Hand ging. Ich bin der Geist in der Flasche, der nie geöffnet wurde. Ich lebe, weil ich all die Düfte und Aromen bewahrt habe und versprach, sie eines Tages zurückzugeben. Jahrzehntelang habe ich gewartet, bis mich jemand befreit. Aber niemand hat die Wahrheit im Wein gesucht. Niemand verstand, dass ich ihre Träume hätte wahr werden lassen. So hätte es sein sollen: drei Wünsche und ein „Sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“. Doch es ist zu spät. Ich bin zu alt. Mein Atem stinkt,und meine Seele ist sauer. Meine Gedanken verderben den Korken, mit dem sie so vorsichtig meinen Geist gefangen hielten. Es ist vorbei. Frankreich ist verschwunden. Das Schloss, die Hügel, all die Erinnerungen – nichts weiter als schimmelige Schnipsel, die am Glas kleben.

„Zu spät“, murmelt er und hockt sich ans Weinregal. Was würde er tun, wenn er wüsste, dass ich ihn höre? Würde er erschrecken, wenn er wüsste, dass ich ihn sehen kann – seltsam verzerrt durch das grüne Glas? Heute ist es drei Jahre her, dass sie mich hier zurückließ. Er nimmt die Flasche aus dem Regal – selbst ihr Geburtsjahr ist nicht mehr zu lesen.
„Zu spät, um noch anzurufen“, sagt er zu sich selbst.
Wie jeden Abend denkt er an sie und trinkt, ohne zu schmecken. Getränke aus Gegenden ohne Trost. Wein aus Flaschen ohne Seele.
„Weißt du noch?“, tippt er und findet ein Emoji mit einer Flasche Rotwein. Zwischen seinen Füßen steht die alte Flasche Bourgogne.
„Alles Gute – vielleicht ein schöner Anlass, um sich mal zu treffen?“
Er zögert eine ganze Flasche lang mit dem Absenden. Dann, nach sieben geschmacklosen Schlucken, findet er endlich den Mut, sie anzurufen. Seine Hand sinkt vom Ohr auf den Schoß. Sein Wunsch glänzt wie eine Perle in der Auster seiner Hand. Er erschrickt, als er ihre Stimme hört und starrt sprachlos auf ihr Foto auf dem Bildschirm. Im Hintergrund Musik, Stimmen, ein Fest! Ein Mann im Hintergrund fragt, wer da anruft.
„Ich weiß nicht, Liebling … Vielleicht falsch verbunden?“

In einer einzigen Bewegung zerreißt er den Korken – und es reißt auch etwas in uns beiden.
Plötzlich bin ich frei – und es überrascht mich, wieviel weh das tut. Immer wieder trinkt er aus der Flasche meine Flasche! Um den Phantomschmerz verschwundener Wünsche zu betäuben. Denn so oft er auch anruft – niemand nimmt mehr ab. Er ist vergessen – und dieses Gefühl kenne ich nur zu gut. Meine Rache ist sauer, doch er schmeckt sie nicht. Es dauert nicht lange, bis er dieselbe trübe Benommenheit spürt wie ich. Ein Schwindel, so tief wie ein Schwarm schwarzer Vögel, der auf der Thermik kreist. Und in diesen letzten Augenblicken seines Lebens tanze ich mit ihm, während er trinkt. Ich halte ihn aufrecht, bis er sein Auto findet. Schlitternd flieht er vor dem Leben, schwankt über die Landstraßen mit der offenen Flasche zwischen den Beinen. Vergeblich sucht er seinen Weg durch das flache Land, sein Telefon vor sich wie eine Kerze in der Nacht. Ich habe meine Arme fest um ihn geschlungen. Der Regen fällt wie ein Vorhang –und gemeinsam tanzen wir diesen trunkene Reigen. Es ist schon spät. Die Flasche ist leer. Und es gibt keine Erinnerungen mehr, die zu teilen wären. Schwindelnd kneift er die Augen zusammen, als wolle er entkommen. Aber ich bin dieser Schwindel, die Reifenspuren im durchweichten Lehm. Ich bin die Krähe in der Krone einer Pappel, plötzlich von Scheinwerfern erfasst. Ich bin das Blech, das sich in seine Haut beißt wie ein Hund. Der Punkt am Ende seiner Geschichte.

Ich habe sie gezählt – die unerfüllten Wünsche und ungesagten Worte. Die Leben, die nicht ganz gelebt wurden, der Wein, der in verschlossenen Flaschen verdirbt.Was bleibt,
ist so bitter wie das Depot, das an seinen Lippen klebt. Prost. Ad fundum! Gemeinsam erreichen wir den Boden. Und wenn es dann dunkel in ihm wird, spüre ich, dass ich alles loslassen kann. Ohne Wünsche habe ich nichts mehr zu geben
als: Vergessen.

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