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Die Hühner im Amstelpark

Posted on juli 23, 2025juli 24, 2025 by athame

Stell dir vor, du könntest an diesem ganz normalen Donnerstag im Juni die ganze Welt sehen. Jener verlorene, blaue Nadelstich, der aus der Dunkelheit mit Lichtgeschwindigkeit auf dich zukommt. Wieder würde dir auffallen, wie klein dieser Punkt ist. Und während du durch die Wolken fällst, weißt du: alles bewegt sich in endlosen Kreisen. Alles entsteht immer wieder neu; aus Abschied und Begegnung. Schon bald wird deine Welt kleiner… Zwei Störche kreisen wie Papierdrachen in der Thermik über Amsterdam. Sonnenlicht bricht sich in den Fenstern des Novotel, hinter denen gerade die Liebe gemacht wird. Zufällige Begegnungen. Der Duft von Köfte auf einem Grill verschmilzt mit dem Geruch von Pommes und Pfannkuchen im Park.

Donnerstag.
Niemand sah ihn dort sitzen. Ein Mann in einem grauen Anzug, der für diesen Sommertag fast zu warm wirkte. Zwei Coffee-to-go-Becher neben ihm auf der Bank. Die Finger ruhig verschränkt auf dem Köfferchen auf seinem Schoß. Vielleicht ein Buchhalter, der aus den Zellen seiner Excel-Tabellen geflohen war? Vielleicht wartete er auf jemanden? Oder saß er einfach nur da, die Augen geschlossen, lauschend den Geräuschen des Parks: spielende Kinder in der Ferne, das Rascheln eines Vogels im Gebüsch. Eine Krähe fliegt vorbei und verliert eine Feder, ein Fahrradreifen knirscht auf dem Kiesweg. Acht Minuten und zwanzig Sekunden. Genau so lange brauchten die Sonnenstrahlen, um von jenem fernen Stern sein Gesicht zu streicheln. Dann seufzte er kaum hörbar und öffnete das Köfferchen mit einem scharfen, metallischen Klicken.

Er nahm eines der kleinen, in Leder gebundenen Ringbücher heraus und schlug es an der Lesemarke auf. Die Sonne glitzerte hell auf dem goldenen Druckbleistift, der langsam an den endlosen Spalten entlang glitt. Manchmal machte er eine Randnotiz oder markierte ein Datum. Das Fahrrad kam knirschend näher und hielt. Sein Gesicht wurde weich und er blickte auf zu dem großen Mann, der grinsend über seinen Lenker gebeugt stand und sich mit dem Ärmel über die Stirn wischte. Der Schweiß auf seiner Stirn hinterließ eine Inselkette dunkler Flecken im grünen Stoff seiner Uniform. „Endlich Sommer, dás ist doch was, oder?“ Der Mann klappte das Büchlein zu und legte es lächelnd neben sich. „Störe ich?“ fragte der Parkaufseher mit herrlich surinamischem Akzent und zeigte auf das Büchlein. „Arbeit,“ lächelte der Mann entschuldigend. „Kaffee?“

So saßen sie zusammen in der Sonne. Wie schon die zwei Tage zuvor, jeder auf seiner Bank. „Wie geht es der Brust?“ fragte der Aufseher mit Bedacht, „Herr Bol-de-wein?“ Er sprach den Namen sorgfältig aus, als würde er die drei Silben mit einem 0,5-Bleistift in sein eigenes Büchlein schreiben.
Boldewein rieb sich die Schulter. „Ich kann nachts nicht schlafen, der Schmerz strahlt bis hierhin aus…,“ er zeigte auf das Parkwacht-Abzeichen an seinem Revers. Dann zuckte er mit den Schultern und lachte. „Ich bin auch nicht mehr der Jüngste, wissen Sie?“
Der Mann betrachtete seine Nägel. „Jahrgang ’59, september, stimmt?“
Boldewein nickte überrascht. „Das stimmt genau, woher wissen Sie das?“ Er zog eine Plastiktüte mit ausgeleierten Henkeln vom Fahrradlenker. Unwillkührlich rieb er sich die Brust und setzte sich mit der Tüte auf dem Schoß.
„Ich war dreizehn, als ich anfing zu arbeiten. Im Rotishop meiner Tante in Zanderij, sechzig Kilometer von Paramaribo…“ Er starrte in eine unsichtbare Ferne und deutete auf das Wort „Amstelpark“ auf seinem Ärmel. „Einmal um die Welt, der Liebe hinterher… und jetzt arbeite ich schon über fünfundzwanzig Jahre hier im Park als “außergewöhnlicher Vollzugsbeamter, so heißt das hier im Amsterdam”.“ Er lachte. „Schuften, schleppen und außergewöhnlichen Mist aufspüren. Noch drei Jahre, wenn’s mir gegönnt ist. Und Sie?“
Der Mann neben ihm blickte in den Himmel. „Wenn es nach meinem Chef geht: eine Ewigkeit oder länger.“
Boldewein lachte schallend. „Dein Chef, Sie sind Pfarrer?“
Er schüttelte den Kopf. „Im Gegenteil, Herr. Einfach ein Beamter. Und außergewöhnlich, genau wie Sie.“

Das trockene Krächzen einer Krähe kratzte an der Stille zwischen den beiden. Boldewein sah misstrauisch nach oben und holte eine riesige Tupperdose aus seiner Tasche. Kondensperlen glitzerten auf dem Deckel, als er ihn öffnete.
„Arbeit,“ sagte er tonlos. „Kip Masala, kennen Sie das? Meine Tante hat mir beigebracht, wie man das macht. Sie erklärte mir, wie die Aromen from all over the world in einem surinamischen meltingpot zusammenkommen. Indien, Java, Afrika und Europa: Eier, Huhn und Currypaste. Und doch schmeckt es immer anders.“ Er stocherte lustlos in seinem Mittagessen. „Und jetzt mache ich es schon wieder…“ Der Mann neben ihm sah fragend. Boldewein beugte sich vor und schob mit seinem Arbeitsschuh eines der Hühner beiseite, das zwischen seinen Füßen im Boden pickte. „Wissen Sie, ich glaube, jemand aus die Gegend hier hatte Streit mit dem Nachbarn wegen eines Hahns auf dem Balkon. Und irgendjemand hat seine Hühner über den Zaun geworfen. Jetzt sind es Hunderte. Tausende vielleicht. Und jedes ist anders, eine kleine Welt für sich.“ Er zauberte eine Gabel aus seiner Brusttasche. „Und bevor der Park öffnet, ist hier Ostern: carpe diem, pflücke den Tag und los mit Eierklopfen. Ich kenne die Plätze, aber auf zwanzig Eier, die ich finde, lasse ich vierzig liegen.“ Er deutete auf die Dose auf seinem Schoß. „Vier, fünf Eier, mehr esse ich nicht am Tag.“

„Und das Huhn? Aus dem, Supermarkt?“ Boldewein schüttelte den Kopf. „Das ist nicht so einfach, wie es klingt. Manchmal finde ich einen Hahn mit einem Frischhaltebeutel über dem Kopf, das hilft. Manche sind krank…,“ Sein Finger strich vielsagend über den Stiel des Spatens, der in einer Halterung an seiner Fahrradgabel steckte. „Aber es sind so viele… Das Management nennt das „das aktuelle Niveau beibehalten“. Stirnrunzelnd schob er ein Stück Hähnchen beiseite und schloss seufzend die Dose.
„Die meisten sind scheu, wissen Sie. Man könnte ihnen einen ganzen Tag lang hinterherlaufen, wenn man die Zeit hätte. Also setze ich mich einfach jeden Morgen auf eine Bank. Genau dort, wo Sie sitzen. Oder drüben beim Glashaus. Und dann warte ich, was auf mich zukommt.“ Er räusperte sich. „Beibehalten. Jeden Tag so sieben, acht veilleicht. Aber niemand darf es wissen. Niemand darf es sehen. Nur ich.“ Er wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab. „Die Kleine da ist eine Serama, aus Indonesien, wussten Sie das?“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Und die mit dem komischen Federpuschel, das ist eine Araucana aus Chile. Ganz sanfte Tiere.“ Er zeigte mit zitterndem Finger auf die Wiese, wo ein weißes Huhn die Reste eines Hamburgers untersuchte. „Ein Seidenhuhn. Die verstehen sich prima mit den anderen. Ich lese gern über diese Hühner, sehen Sie. Und sie erkennen mich. Nach zwei, drei Tagen vertrauen sie mir so, dass die sich neben mir setzen. Und dann…“

„Das hat mir auch meine Tante beigebracht. Wie man…,“ Er sah kurz zur Seite und hustete in den Ärmel. „The circle of life, hat sie das genannt: essen und gegessen werden. Das Huhn frisst die Würmer, wir essen das Huhn. Und wenn wir aufgegessen sind, fressen die Würmer uns.“ Wehmütig erkannte er den Tonfall seiner Tante in seiner eigenen Stimme. „Dann sitze ich mit dem Huhn auf dem Schoß und rede ein bisschen mit ihm. Vorsichtig nehme ich die Beine in die linke Hand und dann stehe ich auf. Und mit der rechten…,“ Er machte eine schnelle Bewegung nach unten. „Knack. Hunderte Male. Ich habe nie darüber nachgedacht. Ich habe nicht gezählt. Ich rupfte sie und kochte meine Masala. Und jetzt…“
Boldewein sah auf seine Hände. Große, dunkle Hände mit rührend rosigen Fingerspitzen und schwarzen Nägeln. Trauerränder nennt man das hier, dachte der Mann.
„Da klebt eine Menge Blut an diesen Händen, Herr. In den letzten Wochen habe ich keinen Appetit mehr. Und seit zwei Tagen…,“ Er blickte auf ein Liebespaar, das engumschlungen im Gras lag. „Ich kann nicht mehr. Verstehen Sie das? Meinen Sie, das ist mein Herz?“
Der Mann zuckte mit den Schultern. „Ich bin kein Arzt, Boldewein. Im Gegenteil.“

Freitag.
Niemand sah ihn. Wie er sich setzte und sorgsam sein Köfferchen öffnete. Ein altersloser Mann im grauen Anzug. Vielleicht ein Dichter, der an einer Strophe feilt? Vielleicht ein Beamter, der vom Ruhestand träumt? Niemand sah, wie er einen Moment vom Büchlein aufblickte und minutenlang auf den Schatten der Bäume auf der leeren Bank neben sich starrte. Niemand sah, wie seine Finger zitterten, als er sorgfältig einen Namen und ein Datum ausradierte. “Boldewein”. Wie er die Hände falten musste, weil er den feinen Bleistift nicht mehr halten konnte. Wie er flehend in den leeren Himmel schaute, wo sich die Kondensstreifen kreuzender Flugzeuge zu einem endlosen Schachbrett verbanden. Niemand sah, wie er sich am Köfferchen festhalten musste, als er ein Mädchen in der Ferne schreien hörte.
„Huhn!“ rief sie verzückt, „Huhn, ich hab dich!“

Minuten später knarrte das Holz der Bank neben ihm. „Pffff…,“ keuchte eine Dame, die sich neben ihn fallen ließ. Sie roch nach Drogerie. „Was für eine Lebensfreude, nicht wahr? Ich hoffe, meine Enkelin stört Sie nicht?“ Gemeinsam sahen sie dem Mädchen nach, das mit einer großen schwarzen Feder in der Hand einem Hahn über den frisch gemähten Rasen nachjagte.
„Wie schön, Sie kennenzulernen!“ sagte sie. Er nickte, klappte das Büchlein auf seinem Knie zu und sah auf die Gravur des Bleistifts zwischen seinen Knöcheln: Carpe Diem, pflücke den Tag.
„Kaffee, für mich? Wie herrlich! Oh, Sie sind ein Engel!“
Der Mann seufzte, „Im Gegenteil, Frau Terschuur. Im Gegenteil.“

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