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Heilige Bohnen

Posted on juli 22, 2025 by athame

Regungslos sitzt Laurent Poitier in seinem Sessel und starrt auf seine Hände. Als suchte er darin nach etwas, das er verloren hat – in diesen tiefen, dunklen Linien, die die Geschichte seines Lebens erzählen. Alles steht an seinem Platz. Der Aschenbecher. Das Glas mit dem Sprung im Fuß. Das Fenster, durch das er die Hügel und die kahlen Kastanien sieht. Nichts scheint sich verändert zu haben. Und doch! Irgendetwas stimmt nicht. Der Rauch seiner Zigarette schreibt geschwungene Sätze, die sich auflösen, sobald er sie zu lesen versucht. Seine Gedanken ziehen immer kleinere Kreise, die – aus welchem Grund auch immer – stets bei seinem letzten Abendmahl enden: Cassoulet. Vielleicht, um diesem Gedanken zu entkommen, murmelt er ein Gebet. Worte, die wie kleine, weiße Wölkchen in der Winterkälte verwehen und dann für immer verschwinden.

„Und führe uns nicht in Versuchung …“, flüstert er. Dreiundsechzig Jahre ist es her, und doch schlägt sein Herz noch immer schneller, wenn er an sie denkt. Neunzehn war er damals. Und noch heute hört er das gedämpfte Murmeln des Jahrmarkts draußen vor ihrem Zelt. Als wäre es gestern gewesen: schwindlig vom Alkohol und ihrem fremden Parfüm, spürte er ihre Nägel, die die Linien in seinen Händen lasen. Ihre Augen waren der einzige Grund, warum er um Mitternacht für ein paar Francs seine Zukunft hatte vorhersagen lassen. „Ein langes und reiches Leben“, sagte sie, während sie seine Finger in ihren Händen hielt und ihn ansah. Sie lächelte, als hätte sie darin etwas erkannt. Und so sehr er ihr auch glauben wollte – er wusste schon damals, dass wenigstens die Hälfte davon gelogen war. Ach, diese Nacht voll Versuchung und Verlangen. Noch vor dem Morgengrauen weckte sie ihn mit einem Kuss. Laurent fröstelt, als ein Schmerz ihn an der Stelle trifft, wo ihre Brustwarzen einst seine kühle Haut berührten. „Folge mir nicht, Laurent“, flüsterte sie und drückte ihm eine Kette in die Hand. „Hier. Damit du eines Tages dein eigenes Wunder erkennst.“

„Und vergib uns unsere Schuld“, flüstert er lautlos, und jetzt spürt er ihre Lippen. Noch immer schmeckt er ihre Zunge. Hunger! Die Sehnsucht nach dem Dunkel ihrer Augen, nach der Hitze ihrer Schenkel, nach jener einen Nacht der Sünde, die längst verjährt sein müsste. Er war ihr nicht gefolgt. Männer wie Laurent leben nicht von Luft und sind nicht gemacht dafür, in die weite Welt hinauszuziehen, ohne an den nächsten Tag zu denken. Sie sind Gewohnheitstiere: Ein Tag reiht sich an den anderen in eintöniger Regelmäßigkeit, man fädelt die Monate wie Perlen auf einen Rosenkranz. „Ora et labora“, predigte der Priester. „Bete um Vergebung und arbeite, um zu vergessen.“
Doch vergessen hat er sie nie. Seine Hände: Eine lange Lebenslinie durchzieht die senfgelbe Schwiele aus achtzig Jahren Armut. Finger wie Baumwurzeln, gekrümmt um die Steine seines Ackers. Harte Hände, die zwei gute Spaten verschlissen haben. Eine Liebeslinie – mit nichts als den Narben vom Dengeln der Sense.

„Unser tägliches Brot gib uns heute“, hatte Laurent einst in der Schule gelernt. Doch dieses Brot hat er nie erhalten. Jahr für Jahr hatte er gepflügt und geschuftet. Er hatte geschwitzt und gesät. Und Woche für Woche musste er sein eigenes Brot kneten. Zweiundachtzig Jahre: eine Kette mit dreißigtausend identischen Perlen. Jeder Tag gleich dem Tag davor. Dieses tägliche Leben hat eine dunkle Spur in den Holzboden gefräst. Tausende müde Schritte, immer an derselben Stelle, an der schon sein Vater ging. Vom Waschbecken zum Ofen. Vom Ofen zum grünen Stuhl, der inzwischen eine perfekte Form für seinen massigen Körper angenommen hat. Spuren – die Brandstellen seiner Gauloises in der Armlehne. Die rostbraunen Ringe seines Glases.
Aus Gewohnheit nimmt Laurent den Teller vom Tischchen neben seinem Stuhl und stellt ihn auf den Boden. Reste für einen Hund, der seit einem Jahrzehnt unter dem Walnussbaum begraben liegt.
Und doch wundert es ihn nicht, als die Tür knarrt.
„Abel!“, sagt er. Der große schwarze Hund trottet unruhig zum Kamin, dreht sich um und setzt sich mitten im Zimmer hin. Mit leicht geneigtem Kopf sieht er Laurent an. Als höre er etwas, das alten Männerohren längst entgangen ist.
„Abel, komm!“

„Dein Reich komme“, flüstert er, ohne sich etwas darunter vorstellen zu können. Welche Wunder könnten das sein? Er selbst war nie weiter gekommen als bis nach Périgueux. Seit Jahren wiederholt er diese Worte, wie er jeden Morgen aufwacht, noch bevor die Sonne aufgeht, und Kaffee kocht. So ist das eben: handeln ohne zu denken, weitermachen ohne stehen zu bleiben. Auch heute Morgen war wie jeder andere in über achtzig Jahren. Schnee lag auf dem Boden, als er seine tägliche Runde über den Hof machte. Die Hände tief in den Taschen seiner Weste. Abel sitzt wie ein Schatten unter dem Baum, unter dem er begraben ist. Alles geschieht von selbst. Nur heute bekommt er keinen Halt in seinen Gedanken, die wie Herbstblätter durch seinen Kopf wirbeln.
Claire, seine Nachbarin, geht mit der Schürze in den Händen durch seinen Gemüsegarten.
„Putain“, flucht sie, als sie sich mühsam bückt, um eine Handvoll Bohnen zu pflücken.
Die letzten Schoten hängen dürr und schwarz als tote Vinger an den Stangen.
„Claire?“, fragt er, als er hinter ihr steht.
Einen Moment richtet sie sich auf und schaut sich um. Sie schüttelt den Kopf, schlägt ein Kreuz, ohne ihn anzusehen. Sie zählt die weißen Bohnen in ihrer Schürze.
„Machst du heute Cassoulet?“

Die Scheune ist dunkel. Doch es ist, als hätte ihm dieses lange Leben beigebracht, im Dunkeln sehen zu können. Ganz von selbst findet er seinen Weg durch dieses Labyrinth aus Werkzeugen. Er verteilt eine Handvoll Heu auf die Ställe. Lässt sich auf den kleinen Hocker sinken, die Knie knacken, der Rücken lehnt steif gegen die Wand. Die Strahlen der Wintersonne verfangen sich in Spinnweben, die wie Vorhänge vor dem kleinen Fenster hängen. Er liebte es, nach dem Füttern hier zu sitzen und dem Rascheln der Kaninchen im Stroh zu lauschen. Ohne hinzusehen, findet er das Messer.
Die Rillen, die seine Finger in den Griff gedrückt haben, glänzen wie Ebenholz.
Er spuckt auf den Schleifstein, so wie er es einst bei seinem Großvater gesehen hat – genau hier, an diesem Ort. Auf genau diesem Stein. Das Stahl flüstert: Mit der Zeit schleift sich alles ab, alles wird stumpf – egal wie hart eine Klinge ist. Er streichelt das Kaninchen, das ausgestreckt auf seinem rechten Knie liegt. Vom Fell hinter den Ohren bis zum Schwanz. Er summt ein Lied aus der Schulzeit, das Vaterunser, bis das kleine Herz langsamer schlägt und die samtigen Ohren still liegen bleiben. Seine linke Hand drückt das Tier sanft an sein Bein. Dann schneidet die rechte Hand mit einer einzigen Bewegung von Ohr zu Ohr.
Das Messer ist so scharf – und die Grenze zwischen Leben und Tod so hauchdünn –, dass das Tier gar nicht merkt, was geschieht.
Und selbst wenn, wären Gedanken zu langsam, um dieses Moment wirklich zu begreifen. Minuten später hängt das Kaninchen wie ein viel zu nackter Kruzifix an einem Nagel im Balken.

„Geheiligt werde dein Name“, murmelt der Priester. Laurent blickt zum Mann am Kreuz über dem Altar, umgeben von hölzernen Heiligen, deren Wunder er längst vergessen hat.
Bei Claire müsste die Cassoulet jetzt schon fünf Stunden auf dem Herd stehen. Er glaubt, das Fett der Wurst beinahe riechen zu können, meint, die Soße und die Gewürze zu schmecken. Er summt die Psalmen mit – eintönig wie eine Orgel mit nur einer Pfeife.
Seine Füße scharren ungeduldig über die glattgetretenen Grabplatten unter seinen Schuhen. Er hinterlässt Stroh und Mist dort, wo einst ein Name stand. Zwischen seinen Füßen liegt Abel, den Kopf auf den Pfoten. Vorne in der Kirche steht ein Sarg.Laurent sieht sich um, um herauszufinden, wer fehlt, aber jeder sitzt an seinem gewohnten Platz. Neben ihm auf der Kirchenbank sitzt Claire. Aber als er sie anstoßen will, um sie zu fragen, wer da beerdigt wird, steht sie auf. Sie dreht sich kurz um, runzelt die Stirn und bewegt lautlos die Lippen.
„Claire!?“, flüstert er.
Er möchte jetzt  aufstehen, ihr folgen, mit ihr nach vorne gehen. Doch etwas hält ihn zurück.

„Gewohnheitstiere“, sagt Claire, als sie ihm gegenüber am Tisch sitzt.
Auf dem Tisch steht ein schwerer Topf, die Henkel von einem Tuch umwickelt.
„Tägliches Brot“, sagt sie. „Die Bohnen, die du im Frühjahr gesät hast. Ein Kaninchen, das du jeden Tag gestreichelt hast. Das Brot und der Wein, die wir fünfzig Jahre lang geteilt haben. Welch ein Reichtum.“
Sie scheint durch ihn hindurch auf die Hügel zu schauen.
„Auf ein langes Leben, Laurent“, sagt sie und leert ihr Glas in einem Zug.
Sie rülpst, lacht und isst ihren Teller leer, ohne aufzublicken.

Die gleichen kleinen, weißen Bohnen wie an der Kette in seinen gefalteten Händen.
Unter dem Tisch wacht Abel auf. Er legt seinen Kopf auf Laurents Knie. Seine braunen Augen sind so leer wie seine Gedanken. Dann steht sie auf, wickelt den Topf und ihren Teller in die Schürze. In der Tür dreht sie sich noch einmal um.
„Laurent? Hast du es wirklich nicht bemerkt?“ Sie schüttelt den Kopf. „Du machst einfach weiter wie immer. Als wäre nichts geschehen. Ein letztes Glutstück im Kamin. Die Macht der Gewohnheit.“ Verwundert blickt er auf die Tränen auf ihren Wangen.

Als die Tür aufgeht, kneift er die Augen zusammen gegen das blendend weiße Winterlicht. Der Raum scheint immer größer zu werden. Er blickt auf die Kette in seinen Händen. Ein Rosenkranz aus kleinen, weißen Bohnen. Eine Erinnerung, die er all die Jahre bewahrt hatte. Und dann spürt er etwas, das wie ein Schluchzen aus dem Käfig seiner Rippen bricht. Ein langes und reiches Leben. Und in diesem Moment reißt – nach so vielen Jahren – der feine Seidenfaden seines Rosenkranzes. Und eine nach der anderen gleiten die Bohnen von der Schnur. Sie rinnen wie Sand durch seine kalten Finger. Und erst jetzt, nach all den Jahren, erkennt er: Auf jeder einzelnen Bohne scheint ein Engel gezeichnet zu sein. Heilige Bohnen – ein Wunder aus seinem eigenen Garten.
Laurent sieht auf seine nun arbeitslosen Hände, die auf seinen Knien ruhen wie ein offenes Buch. Und als er Abel hinaus folgt, hinterlässt er keine Spuren mehr im frisch gefallenen Schnee.

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